Willkommen in Yurvania!

Ein Hintergrund-Glossar-Geplauder

Willkommen in Yurvania!

Ein Hintergrund-Glossar-Geplauder

Akademie der magischen Künste

In alten Zeiten, lang vor dem Wandel, war die Akademie die Domäne der Magjas, deren Macht untrennbar mit jener der herrschenden Feudalen verwoben war. Doch irgendwann, als die Magjas noch erbitterte Schlachten gegen Dämonen kämpften, begannen sich hinter ihrem Rücken unbemerkt andere Zirkel zu formen. Heimlich trafen sich diese neuen Adepten in Kellergewölben und Dachböden und zeichneten Pentagramme mit solcher Präzision, dass nicht ein Körnchen Kreidestaub am falschen Platz lag. ›Exaktheiten‹ wurden diese neuen Magiekundigen bald genannt, und heute gehört die Akademie ihnen.
Die Magjas wurden in einer schicksalshaften Nacht vertrieben, als ein fahler Mond durch die Kreuzgänge schien und der Wind ihre runenbestickten Roben flattern ließ. So zeigt es zumindest das Ölgemälde in der Bibliothek.

Auf jeden Fall sind die Magjas seit dem Wandel entmachtet und ihre Kunst sowie jeglicher Glaube an Dämonen oder Fay als pure Täuschung entlarvt. Die Exaktheiten verbannten Intuition, Traum und Drama aus der magischen Praxis und machten die Akademie zu einem Tempel der akribischen Prozedur.
Und auch wenn es den Exaktheiten immer mehr um Präzision als um Nützlichkeit ging, haben sie doch einen enormen Beitrag zu unserer Gesellschaft geleistet. Sie waren eine zentrale Kraft des Wandels. Sie schufen die mächtigsten Heiltränke aller Zeiten. Und natürlich entdeckten sie das Prinzip, mit dem man Vim-Kraft aus Pflanzen extrahiert, eine Tat, die ihnen heute die Ruhe ihrer Tage vergällt, denn sie hat zur Erfindung von Traptionen und dem Aufstieg der Almechas geführt.

Almechas

Almechas werden an der Akademie ausgebildet. Theoretisch, könnte man sagen. Denn Theorie ist das Einzige, was dort tatsächlich gelehrt wird, während die reale Herstellung von Traptionen unter der akademischen Würde zu liegen scheint. Schließlich dienen Traptionen ja nur der Erledigung alltäglicher Arbeiten – ist denn das überhaupt Magie?
›Und ob!‹ sagen die Almechas und schaffen ihre eigene Orte, wo man all das lernen kann, was heiß und neu ist oder wichtig und wesentlich und jedenfalls wert, die Nächte durchzumachen. Mit leuchtenden Augen drängen sie sich um die Werkbänke ihrer Ateliers, verzaubern einen weiteren Kristall hier, biegen einen unsichtbaren Glasfaden da, bis – haha! Eine neue Traption erfunden ist! Und funktioniert! Willst du’s sehen?
Sie werden es dir zeigen, keine Bange. Sie können einfach nicht anders.

Baldachin

Früher dachten wir ja, dass alle Länder ganz verschieden sind. Selbst Zonzelon: das war die Fremde! Und dann gab es noch die Idee, dass Verschiedenheit Feindschaft bedeutet, und dass das Königreich verteidigt werden muss oder so ein Blödsinn.
Heute sehen wir das natürlich anders. Der Zusammenschluss unserer Länder im losen Bund des Baldachins hat uns da sicher sehr geholfen.
Das Allerwichtigste ist: Wir führen keine Kriege mehr.
Der Rest sind Details. Oder man kann sagen, der Rest ist genau das, was es geben sollte, wenn man sich in einer vielfältigen und komplexen Welt verantwortungsvoll bewegt: Es sind ständige Verhandlungen.

Behrlem

Warum sollte man Behrlem nicht lieben?
Alle, die sagen, das wäre eine langweilige kleine Provinzhauptstadt irgendwo auf dem Lande, die waren wahrscheinlich noch nicht einmal dort.
Ja, Behrlem ist ruhig und gemütlich, mit malerischen alten Häusern inmitten grüner Felder, aber es ist auf seine eigene Art auch sehr lebendig. Voller Leute, mit sich mit ihren Nachbarinnen nicht nur streiten, sondern auch wieder versöhnen können, und die jederzeit ohne Vorwarnung lauthals zu singen beginnen. Die sich treffen um zu reden und zu üben, die gemeinsam ihre Leidenschaften, ihren Geist und ihr Handwerk erblühen lassen.
Komm, schau es dir an! Falls du jemals so weit im Süden sein solltest: komm doch auf Besuch!

Hallo!

Ich freue mich, von dir zu hören! Sei es von deinem Leseerlebnis, einer Anfrage oder auch nur einem freundlichen Hallo – Schreib mir einfach mal…

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Deewelarque

Still und zurückgezogen, mit dürren, eckigen Ästen voller Dornennadeln stehen Büsche von Deewelarque Wache an der Schwelle zur Anderwelt. Sagen manche. Diejenigen, die sich ehrfürchtig verneigen vor diesen alten Bewohnerinnen Yurvanias. Diejenigen, die glauben, dass der schwarze Saft der Beeren Visionen des Jenseits gewährt.
Alles nur Halluzinationen, sagen andere. Aber selbst die geben zu, dass die Beeren der Deewelarque Zaubertränken ungeahnte Macht verleihen. Und Unbedarften den Tod bringen können.

Exaktheiten

Lustig, dass der alte Spitzname überhaupt noch existiert, oder? Schließlich beherrschen die Exaktheiten seit dem Wandel die Akademie so sehr, als wären sie die einzigen Magiekundigen, die es je gab oder auch nur je geben könnte.
Ihre Sicht dominiert, was in Yurvania gedacht und gesagt werden kann. Und so müssen alle, die glauben, dass die Magjas früher wirklich Dämonen verbannt haben, oder dass Fay existieren, oder dass die Erfindungen der Almechas die Zukunft sind, mit verächtlichem Schnaufen und hochgezogenen Augenbrauen rechnen. Die Exaktheiten kennen keinen Zweifel an ihrer eigenen Wahrheit oder ihrer eigenen Wichtigkeit.
Und dennoch. Irgendwo scheinen sie es doch nötig zu haben, ständig an ihren Sieg über die Magjas zu erinnern. Und daran, dass Almechas bloß kleine Basteleien machen. Allein das ist es doch wert, den alten Spitznamen noch zu führen? Um klar zu stellen, was wahre Magie ist, und wer ihr Meister?

Fay

Gibt es sie? Gibt es sie nicht?
Durch Jahrhunderte hindurch haben die Menschen Yurvanias die Existenz der Fay als selbstverständlich hingenommen. Selbst wenn niemand so genau wusste, wer oder was die Fay sind. Vielleicht war da ein gespenstischer Hauch in der Nacht, oder ein raschelnder Gnom im Garten? Ganz sicher waren da die Dämonen, die mit Donnergetöse auf die kämpfenden Magjas niederfuhren.
Aber seit dem Wandel ist all das Vergangenheit. Wir wissen jetzt, dass diese sogenannten Dämonen nur Illusionszauber waren, dazu gemacht, die Leute zu verängstigen und zu unterdrücken. Ein Glück, dass der Wandel die ganzen Magjas vertrieben hat! Und allen Glauben an Fay und Dämonen dazu.
Das also ist jetzt offizielle Wahrheit in Yurvania, das, was man in der Öffentlichkeit so sagen sollte.

Aber natürlich sind die wahren Meinungen in einer Gesellschaft immer viel breiter gestreut. So auch in Yurvania. Nicht nur, weil wir noch alte Magjas unter uns haben, samt ihrer letzten Getreuen. Nein, es gibt auch, und gab wohl schon immer, Menschen, die hoffen, dass die Anderwelt mehr bedeutet als bloß Dämonen. Dass sie vielleicht die Heimat von Nymphen und Engeln ist, von Elfen und Geistern, Winzlingen und Gestaltenwandlern. Eine reiche, wundersame Welt, wo alles lebt und in der Sprache des Kosmos miteinander flüstert, wo die Bäume das Mondlicht atmen und der Wind die Botschaft der Meere in sich trägt. Ein verzaubertes, fremdartiges Reich, unsichtbar und unerreichbar, und doch immer eins, immer verwoben mit dem unseren.

Bereit für eine Begegnung mit den Fay in Behrlem?

Feudale

Na die! Die kennst du ja. Eine Truppe, die fand, ihnen gehört das Land und sogar die Leute. Die dachten, Töten ist ehrenvoll und Tausende töten heldenhaft. Ja, da kannst du ruhig seufzen und den Kopf schütteln! Sei froh, dass die Zeiten vorbei sind! Und ihre ganzen Gräuel auch. Die Vertreibung der Feudalen war wirklich der Höhepunkt des Wandels. Als diese Leute dann schön bewacht auf ihren Landgütern waren und ihr System gestürzt, konnte sich endlich all das entfalten, worauf wir so lange hin gearbeitet haben. Ein gutes Leben für alle. Eine Gesellschaft, wo sich niemand mehr unter dem Kommando anderer ducken muss, und wo auch niemand Reichtum verprasst, während andere hungern.
Und dennoch. Die Ära der Feudalen war so lang, ging so tief. Sie hat sich in unserer Kultur eingenistet, ist in Nischen und Ritzen gekrochen. Ihr Schatten ist sogar in unseren Seelen heimisch geworden, in unseren Träumen. Von wo wir ihn nur ganz langsam hervor locken können, Stück um Stück…

Hebenir

Man kann schon sagen, dass Hebenir am Rand der Welt liegt, selbst wenn es gar nicht so weit entfernt ist. Es sind doch nur zwei Tagesreisen von Toan, und zwei Stunden Ritt von Behrlem. Aber Hebenir ist das letzte Dorf, das sich auf dieser Seite der Berge in den steilen Hang schmiegt. Dahinter führt nur noch ein schmaler Pfad hinauf zum Pass und weiter in das stille, endlose Reich des Hochlands…

Jovaden

Jovaden? Das ist die Welt.
Na gut, es ist unser Kontinent.
Oder alle die Teile des Kontinents, auf die es wirklich ankommt, könnte man sagen. Das breite, fruchtbare Becken des Roon Flusses, das Yurvania beheimatet, und Zonzelon und all die anderen Ländern, die nun unter dem Baldachin vereinigt sind.
Es ist unser Zuhause. Und unser Horizont, muss ich schon zugeben.
Obwohl Yurvania vielleicht sogar noch mehr von der Außenwelt mitbekommt als andere Länder Jovadens. Selbst wenn sich kaum jemand fragt, was wohl hinter den hohen Bergen im Osten liegen mag. Aber im Süden gibt es Bootsleute, die wissen, wie man das endlose Delta aus Sümpfen und Mangrovenwäldern durchquert, mit dem der Roon sich ins Meer ergießt. Diese Fährleute kehren wieder mit Geschichten von riesigen Schiffen und Ozeanen, mit seidigen Tüchern und seltsamen Artefakten. Und vor allem: mit fremden Gedanken und Samenkörnern. Wer weiß, was für Blüten die hier noch treiben?

Klinge

Die trotzige dunkle Kriegerburg mit ihren dicken Mauern und wehrhaften Zinnen wird wohl ewig stehen. Aber die Kaserne und die Kadettenschule im Inneren schwinden seit den Tagen des Wandels dahin. Vorbei ist die Ära, da die Krigas der Klingenburg den ganzen Süden dominierten. Die alten Zeiten werden niemals wiederkehren. Oder vielleicht doch?

Kokisch

Du meinst die Sprache? Die wurden von den kokischen Leuten mit ins Land gebracht, wer weiß woher. Diese ewig Reisenden und Tauschenden haben sie wohl auch irgendwo anders aufgegabelt. Jedenfalls ist Kokisch zur Sprache der Handelstreibenden in ganz Jovaden geworden, und damit auch eine Brücke zwischen all den Regionen und Dialekten. Zusammen mit dem kokischen Friedenseid und ihrem Lerneifer legte dies den Grundstein für einen neue Zeit, einen neuen Geist. Und schließlich hat der Wandel das Kokische ganz zu seiner Sprache gemacht, so dass in den letzten vierzig Jahren alle hier mit ihr aufgewachsen sind, und die alten Zungen langsam in Vergessenheit geraten.

Kontrollen

Dass Menschen sich untereinander zusammenreden und sich selbst organisieren ist der natürlichste, effizienteste und lebenswerteste Weg. So denken wir jedenfalls seit dem Wandel.
Aber Regeln und Gesetze, die in ganz Yurvania gelten, sind auch wichtig. Sie schaffen den Rahmen und gleichen Schieflagen aus, wo immer welche entstehen. Und hier kommen die Kontrolleurinnen ins Spiel, die schauen, ob die Regeln nicht nur befolgt werden, sondern auch den gewünschten Effekt haben. Ob der Zugang zu den diversen Vereinigungen wirklich frei und gleich ist, zum Beispiel, und ob alle Menschen darin gut mitsprechen können. Auch, ob die vom Land betriebenen Dinge gut laufen, wie etwa die Lernlauben: dienen die, so wie sie sind, wirklich dem Wohl der Kinder, oder braucht es da eine Veränderung?
Es ist ein ständiges Lauschen und Nachbessern. Denn selbst mit der großartigsten Theorie ist die Realität einer Gesellschaft doch noch mal eine ganz andere Herausforderung….

Magja

Über Jahrhunderte bannten die Magjas Dämonen mit ihrer Macht, beschworen Wetterleuchten und Höllendonner im Kampf gegen brennende Teufel, bis die Erde unter ihren Schlachten erbebte.
Doch die Magjas unterlagen.
Nicht den Dämonen, sondern dem Wandel, der sie gemeinsam mit den Feudalen vertrieb. Doch nach Jahrhunderten der vereinten Macht von Schwert und Stab waren viele Magjas waren nicht bereit, all das ziehen zu lassen. Deshalb hat der Wandel sie genau wie die Feudalen auf einsame Landgüter verbannt.
Jene Magjas, die noch verblieben, wurden aus Palast und Akademie gejagt und fanden sich in einer neuen Gesellschaft wieder, einer, die an die Existenz von Dämonen nicht einmal glaubte. Und die jede sichtbare Beschwörung als bloße Illusion abtat.
Manche Magjas haben sich angepasst.
Manche schienen sich anzupassen und praktizierten ihre Kunst im Verborgenen weiter.
Und manche haben sich gar zu geheimen Zirkel zusammen geschlossen, um die Kraft zu bewahren, um den Weg zu bereiten. Um stark zu sein für jenen Tag, an dem die alten Zeiten auferstehen!

Mediaten

In einer Gesellschaft kommen nicht immer alle miteinander aus. Manchmal passieren schlimme Dinge. Was dann?
Seit dem Wandel stehen in allen Regionen Yurvanias Mediaten im Dienste des Landes. In laufenden Übungsgruppen stärken sie die Fähigkeit der Menschen, zu sprechen, zu hören und ihre Konflikte selber zu lösen. Denn das, so die Annahme des Wandels, ist der Grundstein einer kompetenten und kooperativen Gesellschaft.
Aber die Mediaten greifen auch direkt ein, wenn einmal etwas aus dem Ruder läuft. Und helfen Leuten, die wichtigste Frage zu stellen: Nicht: ›Wer ist schuld?‹ sondern: ›Was braucht es jetzt?‹

Natürlich denkt niemand an Strafe! Wir sind doch keine Feudalen! So etwas machen wir nicht. Nein, wir reden, und zwar über das Wesentliche: Was hilft, den entstandenen Schaden zu reparieren, die Wunden zu heilen? Wie wird es in Zukunft besser laufen? Wer kann dazu beitragen?
Umsichtig und erfahren tasten die Mediaten auch nach Problemen, die mehr mit den Strukturen der Gesellschaft zu tun haben als mit einzelnen Personen. Das sind dann die langfristigen Dinge. Aber für den Moment suchen die Mediaten direkte Lösungen mit den Beteiligten, die für sich einen der vielen Wege finden, die im Rahmen der Gesetze möglich sind. Einen, der zumindest so gut ist, dass alle wieder mit ihrem Leben weiter machen können.

Mondwolf

Ein magisches Wesen, das Lahoon für sein Lied erträumt hat.

Nachtling

Nie hast du etwas Zarteres und Feineres gehört als den Gesang des Nachtlings, seinen reinen Glasglockenklang. Es raubt dir den Atem, wenn er als schwarzer Schatten unter dem Sternenhimmel dahin fliegt wie der erste Drache, in Anbetung stiller Freiheit. Aber natürlich, wenn er in die Enge getrieben wird in den Höhlen der Berge, dann ist der Nachtling ein Albtraum.

Rat

Es ist nicht bloß so, dass der Rat von allen Menschen Yurvanias erwählt wird, aber er ansonsten genau das macht, was die Regierungsloge der Feudalen getan hat. Nein. Der Rat arbeitet mit einem ganz anderen Geist. Zum Wohle aller Menschen, natürlich, und nicht bloß einiger weniger. Aber auch die Art, wie e vorgeht, ist ganz anders. Die Ratsmitglieder kämpfen nicht gegen einander, sie versuchen nicht, ihre eigenen Ansichten mit Gewalt oder Manipulation durch zu drücken und alle anderen zu überrollen. Statt dessen üben sie sich in tiefem Zuhören und versuchen, gemeinsam zu erspüren, in welcher Form die Zukunft in die Gegenwart kommen will. So wie wir alle sehen die Ratsmitglieder ihre eigene Meinung als bloß ein Steinchen in einem großen Mosaik, ein Puzzlestück, das von anderen ergänzt werden will, damit das gesamte Bild sichtbar wird. Und genau so gehen sie natürlich auch auf die Bevölkerung und das Land als Ganzes zu: sie spüren hinein in den Fluss der Welt, hören unzählige Stimmen und versuchen, aus einem Tumult ergänzungsbedürftiger Wahrheiten heraus zu hören, was nun hilft und wie es weiter geht.
Das zumindest ist die offizielle Lehre. Ich weiß nicht, ob sie es immer ganz so hinkriegen. Sie sind ja schließlich auch nur Menschen.

Restitution

Das wird wirklich nur von ganz wenigen gesagt, und nur hinter streng verschlossenen Türen. Dort dafür umso leidenschaftlicher.
›Wie weit ist es mit der Welt gekommen? Die Prinzen werden vom Thron gestoßen, und all die alten Tugenden vergessen! Aber noch lebt der hehre Geist. Gehütet wie eine heilige Flamme in den Zirkeln der Magjas und den Herzen der Getreuen, die alles tun, um den Weg zu ebnen für eine Rückkehr der Feudalen. Eines Tages wird die alte Ordnung auferstehen! Dann werden Schwert und Feuer niedergehen auf das Volk, und Hungersnot wie hohle Geister heulen! Möge die Macht in den rechten Händen liegen! Im Namen von Wahrheit, Mut und Ehre!‹

Schieden, Hof der Schieden

Manchmal kommen Leute mit ihren Konflikten nicht zurande, nicht einmal mit Hilfe der Mediaten. In diesen seltenen Fällen geht die Sache an den Hof der Schieden und die sprechen ein letztes Wort, an das sich alle Betroffenen halten müssen, selbst wenn sie inhaltlich nicht zustimmen. Das klappt dann hoffentlich – nicht, dass auch noch die Vrumen gerufen werden müssen, um das durchzusetzen…

Schmetterlingsmenschen

Niemand weiß, warum die Schmetterlinge existieren. Sie tauchen einfach auf, eine große und bezaubernde Überraschung für ihre Eltern, die plötzlich ein schimmerndes Baby aus Grün und Gold in den Armen halten, oder Türkis und Indigo. Vielleicht ist es das Erbe längst vergessener Ahnen? Vielleicht ein Kuss aus der Anderwelt? Wer weiß.
Schmetterlinge sind selten und werden gerne bestaunt und bewundert. Aber sie haben sich nie durch besondere Fähigkeiten oder Lebensweisen hervorgetan. Sie leben, wie andere Menschen auch. Nur gebadet im Hauch unirdischer Schönheit, mit einer samtigen Haut, auf der im wandelbaren Licht alle Farben des Ozeans locken…

Shebbetin

Wer hätte gedacht, dass Shebbetin schon so groß geworden ist? Von ein paar kleinen Hütten im Hochland ist es zu einer richtigen Stadt geworden, erfüllt vom Hämmern der Bergwerke und den Stimmen der Menschen, die immer und ewig miteinander singen, ob es nun Lobpreisungen sind oder Todesklagen, oder der Sturmwind gemeinsamen Aufbruchs…

Erlebe den Wandel in Shebbetin:

Shinn

Wie ist es, eine Shinn zu sein, ein Wesen der Anderwelt ohne eigenes Selbst? Wie fühlt es sich an, aus der inneren Leere heraus alles zu verkörpern, was den Moment ausmacht? Zu sein, wonach das Universum verlangt, von all den Kräften und Leidenschaften geformt zu werden, die die Wirklichkeit der Welt in jenem flüchtigen Augenblick gestalten?

Tempel und Gottheiten

Da es die Magjas waren und nicht die Tempel, die die Macht der Feudalen gestützt haben, hat der Wandel die Tempel nicht angerührt. Alle Leute können das Göttliche verehren, wie immer sie wollen. Für manche heißt das: gar nicht. Für andere: viel, oder inbrünstig. Manche mögen einen menschengleichen Liebesgott beknien, dem Nachbarn Lust auf einen Kuss zu machen. Während andere im selben Tempel glauben, dass Liebe die ätherische Essenz des Universums ist und es tiefe Stille braucht, um sie zu erspüren.
Die Menschen sind verschieden. Die Gottheiten vielleicht auch.

Terrenreich

Das Terrenreich sind wir. Also, alles von dieser Welt. Alles, was nicht fay ist.

Toan

Toan ist ziemlich ähnlich wie Behrlem, nur zwei Tagesreisen weiter nördlich. Eine nette Kleinstadt voll blühender Bohnenranken, geselliger Menschen und grasender Pferde. Und: In Toan fährt die Postkutsche nach Varoonya ab. Du kannst von dort also bis in die Hauptstadt reisen. Oder bei jedem beliebigen Halt unterwegs aussteigen und ins Land schauen.

Trapstätte

Zu Beginn war es einfach nur ein Schuppen. Den die Almechas, eifrige junge Magiekundige die sie sind, okkupiert haben um darin auszuprobieren, was ihre Traptionen so können.
Stellt sich heraus, die können ungefähr alles.
Schon bald schossen die Traptions-Werkstätten (oder Trapstätten) überall aus dem Boden und produzierten Hufeisen und Zuckerkringel, Teppiche und Laternen, Bücher und Ohrringe. Die Almechas konnten gar nicht mehr aufhören. Zu erfinden, zu verbessern, und neue Trapstätten zu gründen, die hundert Stücke ausspuckten in der Zeit, die man früher für ein einziges gebraucht hätte. Sie ersetzen schwere, harte Arbeit durch Magie. Und zerstören damit nach und nach die Welt des alten Handwerks.

Traption

Traptionen müssen nicht in einer Holzschale sein. Sind sie bloß meistens. Aber letztlich können sie in jedem Behältnis gebaut werden, das in der Lage ist, ein Gewebe aus fein gesponnenem Glas zu schützen.
Exakten Plänen folgend halten diese unsichtbaren Fäden Kristalle voller Zaubersprüche in ihren Schlingen, und einen Vim-Stein voller Kraft. Nur die Almechas sind in der Lage, solche Wunderwerke der Präzision zu erschaffen. Und nur sie können einer Traption den Funken geben, wenn sie das Feuer eines glühenden Pentagramms in die fein gesponnene Wolke ziehen.
Aber wenn das einmal getan ist, dann kann praktisch jeder Mensch eine Traption verwenden. Einfach den Finger auf die richtige Stelle legen, das rechte Wort sprechen: und schon beginnt der magische Funke im Inneren wieder zu fließen. Und eine Laterne golden zu schimmern. Oder ein Räderwerk sich ächzend zu drehen, um selbst die schwersten Lasten zu heben.
Traptionen sind ganz einfach die Zukunft, sagen manche. Tatsächlich haben sie bereits unzählige Menschen von harter Arbeit befreit. Und werden ständig mehr und mehr! Neue Traptionen sprudeln an allen Ecken und Enden hervor, mit möglichen Auswirkungen, die kein Mensch vorhersagen oder einschätzen kann. Am allerwenigsten die Exaktheiten an der Akademie, die mit der Evaluierung beauftragt sind.
Aber irgendjemand sollte schon prüfen, ob eine neue Traption auch sicher ist, meinst du nicht? Es hat Unfälle gegeben. Wer weiß, welche Gefahren drohen? Aber während die Akademie wieder einmal vertagt, erfinden die Almechas fröhlich weiter ihre nächste Traption und verwenden sie natürlich auch gleich. Wo kämen wir denn hin, wenn immer alle auf Genehmigung im Voraus warten würden?

Vanisch

Die alte Sprache Yurvanias ist nicht schuld; die Worte können nichts dafür. Oder doch? Vielleicht sind alte Welten und feudale Denkweisen so tief eingesunken in jeden Ausdruck, jede Wendung, dass sie niemals wirklich davon befreit werden können. Kann man denn überhaupt noch einen Satz sagen, ohne damit die Geister der Vergangenheit herauf zu beschwören, die Spuren der Verachtung und Unterdrückung? Wir tun schon gut daran, diese alte Sprache mitsamt ihrem Ballast hinter uns lassen. Oder vielleicht ist es närrisch, dass wir unsere Wurzeln vertrocknen lassen anstatt sie zu heilen?

Varoonya

Da kann einem schon das Herz aufgehen, wenn man so den Roon hinauf segelt und dann die Hauptstadt kommen sieht, wie sie sich auf ihrem Hügel über dem Fluss räkelt, eine verspielte Schönheit aus weißem Stein, durchzogen von Windmühlen und blühendem Grün… Zauberhaft. Und ein Sinnbild des Wandels, wenn du mich fragst.

Vim

Die Kraft des Lebens fließt durch alle Wesen, lässt Samen aufbrechen und Sprossen zum Himmel wachsen. Sie fließt auch zwischen den Wesen, wenn die Wölfin ihre Jungen säugt, wenn die Biene aus einer Blüte trinkt. Wenn Gras zu Antilope wird, oder Fisch zu Bär, wann immer sich ein Körper auflöst und zu einem anderen wird, zu Muskel und Herzschlag, zu Leidenschaft und Bewegung, zur Seele und Essenz eines anderen Wesens.
Die Pflanzen erschaffen die Lebenskraft Vim aus Sonnenschein. Wir Tiere können das nicht. Seit Urzeiten nehmen wir unser Vim von anderen Lebewesen, indem wir essen, indem wir andere in uns hinein holen, so dass sie sterben und in uns aufgehen, zu uns werden.
Doch nun haben die Almechas den ewigen Pfad verlassen. Statt mit ihrem eigenen Körper zu suchen, extrahieren sie Vim als eine ätherische, abstrakte Kraft, die sie in kalten, klaren Kristallen speichern, losgelöst von den Grenzen lebendigen Fleisches.
Nur ein Orakel in der Ferne hat dies vorhergesehen, hat prophezeit, was das Öffnen dieser Tür für Folgen bringt.

Vrumen

Der Einsatz von Gewalt ist eine heikle Sache, immer.
Aber manchmal sind alle anderen Versuche gescheitert.
Das ist jedoch noch immer kein Grund. Denn manchmal gibt es einfach keine Lösung. Alle friedlichen Versuche sind gescheitert, und alle gewaltvollen Versuche würden auch scheitern. Wir haben kein Recht, brutal zu werden, wenn das die Dinge nur noch schlimmer macht.
Aber manchmal hilft Gewaltanwendung tatsächlich.
Zum Beispiel in jenen seltenen Momenten, wo ein Mensch durchdreht und andere körperlich attackiert. Dann kommen sofort alle Umstehenden herbei und halten die Person fest, bis sie wieder zu Sinnen kommt. Aber wenn es mehr als das braucht, dann sind die Vrumen da. Um Leute zu trennen und den Raum für spätere Gespräche zu schaffen.
Aber auch der Hof der Schieden kann die Vrumen schicken. Wenn es einmal vorkommt, dass Leute partout nicht von ihrem Konflikt ablassen können. Wenn sie schon die Mediation verhaut haben, und dann nicht einmal das letzte Wort der Schieden respektieren. Dann kommen die Vrumen, um durchzusetzen, dass die Kuh zurückgegeben wird, oder die Münz gezahlt, oder was immer das Wort der Schieden besagte. Und weil diese Lösung von Dauer sein soll, ist klar, dass die Mediaten dann doch wieder involviert sind. Und auch, warum die Vrumen selber immer auch die Ausbildung zu Mediaten machen, und außerdem Geduld und Sanftheit gemeinsam mit körperlicher Kraft trainieren…

Wandel

Manche sagen, der Wandel sei ganz schnell passiert. Damals, vor vierzig Jahren, als die Menschen auf die Straße gingen und die Krigas sich weigerten, zu töten. Als die Feudalen ins Exil mussten. Das war der Wendepunkt.
Ja, sagen andere, aber diese Sternstunde war nur der Moment, in dem eine riesige Meereswelle an den Strand geschlagen ist. In Wirklichkeit hat die Welle, und der Wandel, sich durch Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, aufgebaut. Mit der Erfindung einer neuen Form von Magie. Mit den kokischen Handelstreibenden, die zusammen mit ihrem Friedensgelübde eine gemeinsame Sprache in alle Länder brachten. Und auch einen neuen Studiergeist, den Keim unzähliger Diskussionsgruppen und Lesekreise, in denen Ideen geboren wurden, die kein Mensch zuvor zu denken gewagt hatte.

Ob wir etwa als eine Gemeinschaft von Freien und Gleichen leben könnten, ganz ohne König. Und Austausch und Gespräche haben statt Krieg, Mord und Strafe. In hundert kleinen Samenkörnern ließen diese Menschen andere Familien entstehen, andere Kinderlauben, andere Werkstätten und Bauernhöfe. Und so wuchsen die neuen Prinzipien nach und nach heran, gewannen an Kraft und Boden, bei tausenden Leuten, die alle beharrliche kleine Schritte gingen. Und immer noch gehen. Denn der Wandel ist nicht vorbei. Wir müssen dran bleiben, um vorwärts zu kommen, und um nicht zurück zu rutschen.
Der Wandel passiert jetzt gerade, jeden Tag.
Sagen manche.
Such dir aus, was du glauben willst…

Bleib in Verbindung mit dem Wandel Yurvanias!

Wrollic

Bist du je einem kleinen Wesen begegnet, dass im Nu dein Herz gewonnen hat, obwohl es dein ganzes Leben auf den Kopf stellt und nur Unruhe stiftet? Aber so bezaubernd und charmant und unschuldig ist, dass man gar nicht böse sein kann? Na, du weißt, wovon ich spreche…

Yurvania

Was soll ich sagen? Yurvania ist unser Land, die südlichste Schwester im Baldachin von Jovaden.
Soll ich dir von grünen Feldern und dem glitzernden Band des Roons erzählen?
Von den Menschen, der Lebendigkeit?
Vom Wandel, von den Traptionen, von dem sprudelnden Wildbach der Veränderung, der durch unsere Gesellschaft zu rauschen scheint?
Ach, ich glaube, ich lass dich selber schauen. Spazier einfach ein wenig herum…

Die Yurvanischen Wandelromane:

Zonzelon

Eines unserer Schwesterländer, die jetzt unter dem Baldachin von Jovaden vereint sind. Naja, und früher war es natürlich ein verfeindetes Königreich, voller Leute, die wir uns total fremd vorgestellt haben…

In alten Zeiten, lang vor dem Wandel, war die Akademie die Domäne der Magjas, deren Macht untrennbar mit jener der herrschenden Feudalen verwoben war. Doch irgendwann, als die Magjas noch erbitterte Schlachten gegen Dämonen kämpften, begannen sich hinter ihrem Rücken unbemerkt andere Zirkel zu formen. Heimlich trafen sich diese neuen Adepten in Kellergewölben und Dachböden und zeichneten Pentagramme mit solcher Präzision, dass nicht ein Körnchen Kreidestaub am falschen Platz lag. ›Exaktheiten‹ wurden diese neuen Magiekundigen bald genannt, und heute gehört die Akademie ihnen.
Die Magjas wurden in einer schicksalshaften Nacht vertrieben, als ein fahler Mond durch die Kreuzgänge schien und der Wind ihre runenbestickten Roben flattern ließ. So zeigt es zumindest das Ölgemälde in der Bibliothek.
Auf jeden Fall sind die Magjas seit dem Wandel entmachtet und ihre Kunst sowie jeglicher Glaube an Dämonen oder Fay als pure Täuschung entlarvt. Die Exaktheiten verbannten Intuition, Traum und Drama aus der magischen Praxis und machten die Akademie zu einem Tempel der akribischen Prozedur.
Und auch wenn es den Exaktheiten immer mehr um Präzision als um Nützlichkeit ging, haben sie doch einen enormen Beitrag zu unserer Gesellschaft geleistet. Sie waren eine zentrale Kraft des Wandels. Sie schufen die mächtigsten Heiltränke aller Zeiten. Und natürlich entdeckten sie das Prinzip, mit dem man Vim-Kraft aus Pflanzen extrahiert, eine Tat, die ihnen heute die Ruhe ihrer Tage vergällt, denn sie hat zur Erfindung von Traptionen und dem Aufstieg der Almechas geführt.

Almechas werden an der Akademie ausgebildet. Theoretisch, könnte man sagen. Denn Theorie ist das Einzige, was dort tatsächlich gelehrt wird, während die reale Herstellung von Traptionen unter der akademischen Würde zu liegen scheint. Schließlich dienen Traptionen ja nur der Erledigung alltäglicher Arbeiten – ist denn das überhaupt Magie?
›Und ob!‹ sagen die Almechas und schaffen ihre eigene Orte, wo man all das lernen kann, was heiß und neu ist oder wichtig und wesentlich und jedenfalls wert, die Nächte durchzumachen. Mit leuchtenden Augen drängen sie sich um die Werkbänke ihrer Ateliers, verzaubern einen weiteren Kristall hier, biegen einen unsichtbaren Glasfaden da, bis – haha! Eine neue Traption erfunden ist! Und funktioniert! Willst du’s sehen?
Sie werden es dir zeigen, keine Bange. Sie können einfach nicht anders.

Früher dachten wir ja, dass alle Länder ganz verschieden sind. Selbst Zonzelon: das war die Fremde! Und dann gab es noch die Idee, dass Verschiedenheit Feindschaft bedeutet, und dass das Königreich verteidigt werden muss oder so ein Blödsinn.
Heute sehen wir das natürlich anders. Der Zusammenschluss unserer Länder im losen Bund des Baldachins hat uns da sicher sehr geholfen.
Das Allerwichtigste ist: Wir führen keine Kriege mehr.
Der Rest sind Details. Oder man kann sagen, der Rest ist genau das, was es geben sollte, wenn man sich in einer vielfältigen und komplexen Welt verantwortungsvoll bewegt: Es sind ständige Verhandlungen.

Warum sollte man Behrlem nicht lieben?
Alle, die sagen, das wäre eine langweilige kleine Provinzhauptstadt irgendwo auf dem Lande, die waren wahrscheinlich noch nicht einmal dort.
Ja, Behrlem ist ruhig und gemütlich, mit malerischen alten Häusern inmitten grüner Felder, aber es ist auf seine eigene Art auch sehr lebendig. Voller Leute, mit sich mit ihren Nachbarinnen nicht nur streiten, sondern auch wieder versöhnen können, und die jederzeit ohne Vorwarnung lauthals zu singen beginnen. Die sich treffen um zu reden und zu üben, die gemeinsam ihre Leidenschaften, ihren Geist und ihr Handwerk erblühen lassen.
Komm, schau es dir an! Falls du jemals so weit im Süden sein solltest: komm doch auf Besuch!

Hallo!

Ich freue mich, von dir zu hören! Sei es von deinem Leseerlebnis, einer Anfrage oder auch nur einem freundlichen Hallo – Schreib mir einfach mal…

Nachricht senden

Still und zurückgezogen, mit dürren, eckigen Ästen voller Dornennadeln stehen Büsche von Deewelarque Wache an der Schwelle zur Anderwelt. Sagen manche. Diejenigen, die sich ehrfürchtig verneigen vor diesen alten Bewohnerinnen Yurvanias. Diejenigen, die glauben, dass der schwarze Saft der Beeren Visionen des Jenseits gewährt.
Alles nur Halluzinationen, sagen andere. Aber selbst die geben zu, dass die Beeren der Deewelarque Zaubertränken ungeahnte Macht verleihen. Und Unbedarften den Tod bringen können.

Lustig, dass der alte Spitzname überhaupt noch existiert, oder? Schließlich beherrschen die Exaktheiten seit dem Wandel die Akademie so sehr, als wären sie die einzigen Magiekundigen, die es je gab oder auch nur je geben könnte.
Ihre Sicht dominiert, was in Yurvania gedacht und gesagt werden kann. Und so müssen alle, die glauben, dass die Magjas früher wirklich Dämonen verbannt haben, oder dass Fay existieren, oder dass die Erfindungen der Almechas die Zukunft sind, mit verächtlichem Schnaufen und hochgezogenen Augenbrauen rechnen. Die Exaktheiten kennen keinen Zweifel an ihrer eigenen Wahrheit oder ihrer eigenen Wichtigkeit.
Und dennoch. Irgendwo scheinen sie es doch nötig zu haben, ständig an ihren Sieg über die Magjas zu erinnern. Und daran, dass Almechas bloß kleine Basteleien machen. Allein das ist es doch wert, den alten Spitznamen noch zu führen? Um klar zu stellen, was wahre Magie ist, und wer ihr Meister?

Gibt es sie? Gibt es sie nicht?
Durch Jahrhunderte hindurch haben die Menschen Yurvanias die Existenz der Fay als selbstverständlich hingenommen. Selbst wenn niemand so genau wusste, wer oder was die Fay sind. Vielleicht war da ein gespenstischer Hauch in der Nacht, oder ein raschelnder Gnom im Garten? Ganz sicher waren da die Dämonen, die mit Donnergetöse auf die kämpfenden Magjas niederfuhren.
Aber seit dem Wandel ist all das Vergangenheit. Wir wissen jetzt, dass diese sogenannten Dämonen nur Illusionszauber waren, dazu gemacht, die Leute zu verängstigen und zu unterdrücken. Ein Glück, dass der Wandel die ganzen Magjas vertrieben hat! Und allen Glauben an Fay und Dämonen dazu.
Das also ist jetzt offizielle Wahrheit in Yurvania, das, was man in der Öffentlichkeit so sagen sollte.
Aber natürlich sind die wahren Meinungen in einer Gesellschaft immer viel breiter gestreut. So auch in Yurvania. Nicht nur, weil wir noch alte Magjas unter uns haben, samt ihrer letzten Getreuen. Nein, es gibt auch, und gab wohl schon immer, Menschen, die hoffen, dass die Anderwelt mehr bedeutet als bloß Dämonen. Dass sie vielleicht die Heimat von Nymphen und Engeln ist, von Elfen und Geistern, Winzlingen und Gestaltenwandlern. Eine reiche, wundersame Welt, wo alles lebt und in der Sprache des Kosmos miteinander flüstert, wo die Bäume das Mondlicht atmen und der Wind die Botschaft der Meere in sich trägt. Ein verzaubertes, fremdartiges Reich, unsichtbar und unerreichbar, und doch immer eins, immer verwoben mit dem unseren.

Bereit für eine Begegnung mit den Fay in Behrlem?

Na die! Die kennst du ja. Eine Truppe, die fand, ihnen gehört das Land und sogar die Leute. Die dachten, Töten ist ehrenvoll und Tausende töten heldenhaft. Ja, da kannst du ruhig seufzen und den Kopf schütteln! Sei froh, dass die Zeiten vorbei sind! Und ihre ganzen Gräuel auch. Die Vertreibung der Feudalen war wirklich der Höhepunkt des Wandels. Als diese Leute dann schön bewacht auf ihren Landgütern waren und ihr System gestürzt, konnte sich endlich all das entfalten, worauf wir so lange hin gearbeitet haben. Ein gutes Leben für alle. Eine Gesellschaft, wo sich niemand mehr unter dem Kommando anderer ducken muss, und wo auch niemand Reichtum verprasst, während andere hungern.
Und dennoch. Die Ära der Feudalen war so lang, ging so tief. Sie hat sich in unserer Kultur eingenistet, ist in Nischen und Ritzen gekrochen. Ihr Schatten ist sogar in unseren Seelen heimisch geworden, in unseren Träumen. Von wo wir ihn nur ganz langsam hervor locken können, Stück um Stück…

Man kann schon sagen, dass Hebenir am Rand der Welt liegt, selbst wenn es gar nicht so weit entfernt ist. Es sind doch nur zwei Tagesreisen von Toan, und zwei Stunden Ritt von Behrlem. Aber Hebenir ist das letzte Dorf, das sich auf dieser Seite der Berge in den steilen Hang schmiegt. Dahinter führt nur noch ein schmaler Pfad hinauf zum Pass und weiter in das stille, endlose Reich des Hochlands…

Jovaden? Das ist die Welt.
Na gut, es ist unser Kontinent.
Oder alle die Teile des Kontinents, auf die es wirklich ankommt, könnte man sagen. Das breite, fruchtbare Becken des Roon Flusses, das Yurvania beheimatet, und Zonzelon und all die anderen Ländern, die nun unter dem Baldachin vereinigt sind.
Es ist unser Zuhause. Und unser Horizont, muss ich schon zugeben.
Obwohl Yurvania vielleicht sogar noch mehr von der Außenwelt mitbekommt als andere Länder Jovadens. Selbst wenn sich kaum jemand fragt, was wohl hinter den hohen Bergen im Osten liegen mag. Aber im Süden gibt es Bootsleute, die wissen, wie man das endlose Delta aus Sümpfen und Mangrovenwäldern durchquert, mit dem der Roon sich ins Meer ergießt. Diese Fährleute kehren wieder mit Geschichten von riesigen Schiffen und Ozeanen, mit seidigen Tüchern und seltsamen Artefakten. Und vor allem: mit fremden Gedanken und Samenkörnern. Wer weiß, was für Blüten die hier noch treiben?

Die trotzige dunkle Kriegerburg mit ihren dicken Mauern und wehrhaften Zinnen wird wohl ewig stehen. Aber die Kaserne und die Kadettenschule im Inneren schwinden seit den Tagen des Wandels dahin. Vorbei ist die Ära, da die Krigas der Klingenburg den ganzen Süden dominierten. Die alten Zeiten werden niemals wiederkehren. Oder vielleicht doch?

Du meinst die Sprache? Die wurden von den kokischen Leuten mit ins Land gebracht, wer weiß woher. Diese ewig Reisenden und Tauschenden haben sie wohl auch irgendwo anders aufgegabelt. Jedenfalls ist Kokisch zur Sprache der Handelstreibenden in ganz Jovaden geworden, und damit auch eine Brücke zwischen all den Regionen und Dialekten. Zusammen mit dem kokischen Friedenseid und ihrem Lerneifer legte dies den Grundstein für einen neue Zeit, einen neuen Geist. Und schließlich hat der Wandel das Kokische ganz zu seiner Sprache gemacht, so dass in den letzten vierzig Jahren alle hier mit ihr aufgewachsen sind, und die alten Zungen langsam in Vergessenheit geraten.

Dass Menschen sich untereinander zusammenreden und sich selbst organisieren ist der natürlichste, effizienteste und lebenswerteste Weg. So denken wir jedenfalls seit dem Wandel.
Aber Regeln und Gesetze, die in ganz Yurvania gelten, sind auch wichtig. Sie schaffen den Rahmen und gleichen Schieflagen aus, wo immer welche entstehen. Und hier kommen die Kontrolleurinnen ins Spiel, die schauen, ob die Regeln nicht nur befolgt werden, sondern auch den gewünschten Effekt haben. Ob der Zugang zu den diversen Vereinigungen wirklich frei und gleich ist, zum Beispiel, und ob alle Menschen darin gut mitsprechen können. Auch, ob die vom Land betriebenen Dinge gut laufen, wie etwa die Lernlauben: dienen die, so wie sie sind, wirklich dem Wohl der Kinder, oder braucht es da eine Veränderung?
Es ist ein ständiges Lauschen und Nachbessern. Denn selbst mit der großartigsten Theorie ist die Realität einer Gesellschaft doch noch mal eine ganz andere Herausforderung….

Über Jahrhunderte bannten die Magjas Dämonen mit ihrer Macht, beschworen Wetterleuchten und Höllendonner im Kampf gegen brennende Teufel, bis die Erde unter ihren Schlachten erbebte.
Doch die Magjas unterlagen.
Nicht den Dämonen, sondern dem Wandel, der sie gemeinsam mit den Feudalen vertrieb. Doch nach Jahrhunderten der vereinten Macht von Schwert und Stab waren viele Magjas waren nicht bereit, all das ziehen zu lassen. Deshalb hat der Wandel sie genau wie die Feudalen auf einsame Landgüter verbannt.
Jene Magjas, die noch verblieben, wurden aus Palast und Akademie gejagt und fanden sich in einer neuen Gesellschaft wieder, einer, die an die Existenz von Dämonen nicht einmal glaubte. Und die jede sichtbare Beschwörung als bloße Illusion abtat.
Manche Magjas haben sich angepasst.
Manche schienen sich anzupassen und praktizierten ihre Kunst im Verborgenen weiter.
Und manche haben sich gar zu geheimen Zirkel zusammen geschlossen, um die Kraft zu bewahren, um den Weg zu bereiten. Um stark zu sein für jenen Tag, an dem die alten Zeiten auferstehen!

In einer Gesellschaft kommen nicht immer alle miteinander aus. Manchmal passieren schlimme Dinge. Was dann?
Seit dem Wandel stehen in allen Regionen Yurvanias Mediaten im Dienste des Landes. In laufenden Übungsgruppen stärken sie die Fähigkeit der Menschen, zu sprechen, zu hören und ihre Konflikte selber zu lösen. Denn das, so die Annahme des Wandels, ist der Grundstein einer kompetenten und kooperativen Gesellschaft.
Aber die Mediaten greifen auch direkt ein, wenn einmal etwas aus dem Ruder läuft. Und helfen Leuten, die wichtigste Frage zu stellen: Nicht: ›Wer ist schuld?‹ sondern: ›Was braucht es jetzt?‹
Natürlich denkt niemand an Strafe! Wir sind doch keine Feudalen! So etwas machen wir nicht. Nein, wir reden, und zwar über das Wesentliche: Was hilft, den entstandenen Schaden zu reparieren, die Wunden zu heilen? Wie wird es in Zukunft besser laufen? Wer kann dazu beitragen?
Umsichtig und erfahren tasten die Mediaten auch nach Problemen, die mehr mit den Strukturen der Gesellschaft zu tun haben als mit einzelnen Personen. Das sind dann die langfristigen Dinge. Aber für den Moment suchen die Mediaten direkte Lösungen mit den Beteiligten, die für sich einen der vielen Wege finden, die im Rahmen der Gesetze möglich sind. Einen, der zumindest so gut ist, dass alle wieder mit ihrem Leben weiter machen können.

Ein magisches Wesen, das Lahoon für sein Lied erträumt hat.

Nie hast du etwas Zarteres und Feineres gehört als den Gesang des Nachtlings, seinen reinen Glasglockenklang. Es raubt dir den Atem, wenn er als schwarzer Schatten unter dem Sternenhimmel dahin fliegt wie der erste Drache, in Anbetung stiller Freiheit. Aber natürlich, wenn er in die Enge getrieben wird in den Höhlen der Berge, dann ist der Nachtling ein Albtraum.

Es ist nicht bloß so, dass der Rat von allen Menschen Yurvanias erwählt wird, aber er ansonsten genau das macht, was die Regierungsloge der Feudalen getan hat. Nein. Der Rat arbeitet mit einem ganz anderen Geist. Zum Wohle aller Menschen, natürlich, und nicht bloß einiger weniger. Aber auch die Art, wie e vorgeht, ist ganz anders. Die Ratsmitglieder kämpfen nicht gegen einander, sie versuchen nicht, ihre eigenen Ansichten mit Gewalt oder Manipulation durch zu drücken und alle anderen zu überrollen. Statt dessen üben sie sich in tiefem Zuhören und versuchen, gemeinsam zu erspüren, in welcher Form die Zukunft in die Gegenwart kommen will. So wie wir alle sehen die Ratsmitglieder ihre eigene Meinung als bloß ein Steinchen in einem großen Mosaik, ein Puzzlestück, das von anderen ergänzt werden will, damit das gesamte Bild sichtbar wird. Und genau so gehen sie natürlich auch auf die Bevölkerung und das Land als Ganzes zu: sie spüren hinein in den Fluss der Welt, hören unzählige Stimmen und versuchen, aus einem Tumult ergänzungsbedürftiger Wahrheiten heraus zu hören, was nun hilft und wie es weiter geht.
Das zumindest ist die offizielle Lehre. Ich weiß nicht, ob sie es immer ganz so hinkriegen. Sie sind ja schließlich auch nur Menschen.

Das wird wirklich nur von ganz wenigen gesagt, und nur hinter streng verschlossenen Türen. Dort dafür umso leidenschaftlicher.
›Wie weit ist es mit der Welt gekommen? Die Prinzen werden vom Thron gestoßen, und all die alten Tugenden vergessen! Aber noch lebt der hehre Geist. Gehütet wie eine heilige Flamme in den Zirkeln der Magjas und den Herzen der Getreuen, die alles tun, um den Weg zu ebnen für eine Rückkehr der Feudalen. Eines Tages wird die alte Ordnung auferstehen! Dann werden Schwert und Feuer niedergehen auf das Volk, und Hungersnot wie hohle Geister heulen! Möge die Macht in den rechten Händen liegen! Im Namen von Wahrheit, Mut und Ehre!‹

Manchmal kommen Leute mit ihren Konflikten nicht zurande, nicht einmal mit Hilfe der Mediaten. In diesen seltenen Fällen geht die Sache an den Hof der Schieden und die sprechen ein letztes Wort, an das sich alle Betroffenen halten müssen, selbst wenn sie inhaltlich nicht zustimmen. Das klappt dann hoffentlich – nicht, dass auch noch die Vrumen gerufen werden müssen, um das durchzusetzen…

Niemand weiß, warum die Schmetterlinge existieren. Sie tauchen einfach auf, eine große und bezaubernde Überraschung für ihre Eltern, die plötzlich ein schimmerndes Baby aus Grün und Gold in den Armen halten, oder Türkis und Indigo. Vielleicht ist es das Erbe längst vergessener Ahnen? Vielleicht ein Kuss aus der Anderwelt? Wer weiß.
Schmetterlinge sind selten und werden gerne bestaunt und bewundert. Aber sie haben sich nie durch besondere Fähigkeiten oder Lebensweisen hervorgetan. Sie leben, wie andere Menschen auch. Nur gebadet im Hauch unirdischer Schönheit, mit einer samtigen Haut, auf der im wandelbaren Licht alle Farben des Ozeans locken…

Wer hätte gedacht, dass Shebbetin schon so groß geworden ist? Von ein paar kleinen Hütten im Hochland ist es zu einer richtigen Stadt geworden, erfüllt vom Hämmern der Bergwerke und den Stimmen der Menschen, die immer und ewig miteinander singen, ob es nun Lobpreisungen sind oder Todesklagen, oder der Sturmwind gemeinsamen Aufbruchs…

Erlebe den Wandel in Shebbetin:

Wie ist es, eine Shinn zu sein, ein Wesen der Anderwelt ohne eigenes Selbst? Wie fühlt es sich an, aus der inneren Leere heraus alles zu verkörpern, was den Moment ausmacht? Zu sein, wonach das Universum verlangt, von all den Kräften und Leidenschaften geformt zu werden, die die Wirklichkeit der Welt in jenem flüchtigen Augenblick gestalten?

Da es die Magjas waren und nicht die Tempel, die die Macht der Feudalen gestützt haben, hat der Wandel die Tempel nicht angerührt. Alle Leute können das Göttliche verehren, wie immer sie wollen. Für manche heißt das: gar nicht. Für andere: viel, oder inbrünstig. Manche mögen einen menschengleichen Liebesgott beknien, dem Nachbarn Lust auf einen Kuss zu machen. Während andere im selben Tempel glauben, dass Liebe die ätherische Essenz des Universums ist und es tiefe Stille braucht, um sie zu erspüren.
Die Menschen sind verschieden. Die Gottheiten vielleicht auch.

Das Terrenreich sind wir. Also, alles von dieser Welt. Alles, was nicht fay ist.

Toan ist ziemlich ähnlich wie Behrlem, nur zwei Tagesreisen weiter nördlich. Eine nette Kleinstadt voll blühender Bohnenranken, geselliger Menschen und grasender Pferde. Und: In Toan fährt die Postkutsche nach Varoonya ab. Du kannst von dort also bis in die Hauptstadt reisen. Oder bei jedem beliebigen Halt unterwegs aussteigen und ins Land schauen.

Zu Beginn war es einfach nur ein Schuppen. Den die Almechas, eifrige junge Magiekundige die sie sind, okkupiert haben um darin auszuprobieren, was ihre Traptionen so können.
Stellt sich heraus, die können ungefähr alles.
Schon bald schossen die Traptions-Werkstätten (oder Trapstätten) überall aus dem Boden und produzierten Hufeisen und Zuckerkringel, Teppiche und Laternen, Bücher und Ohrringe. Die Almechas konnten gar nicht mehr aufhören. Zu erfinden, zu verbessern, und neue Trapstätten zu gründen, die hundert Stücke ausspuckten in der Zeit, die man früher für ein einziges gebraucht hätte. Sie ersetzen schwere, harte Arbeit durch Magie. Und zerstören damit nach und nach die Welt des alten Handwerks.

Traptionen müssen nicht in einer Holzschale sein. Sind sie bloß meistens. Aber letztlich können sie in jedem Behältnis gebaut werden, das in der Lage ist, ein Gewebe aus fein gesponnenem Glas zu schützen.
Exakten Plänen folgend halten diese unsichtbaren Fäden Kristalle voller Zaubersprüche in ihren Schlingen, und einen Vim-Stein voller Kraft. Nur die Almechas sind in der Lage, solche Wunderwerke der Präzision zu erschaffen. Und nur sie können einer Traption den Funken geben, wenn sie das Feuer eines glühenden Pentagramms in die fein gesponnene Wolke ziehen.
Aber wenn das einmal getan ist, dann kann praktisch jeder Mensch eine Traption verwenden. Einfach den Finger auf die richtige Stelle legen, das rechte Wort sprechen: und schon beginnt der magische Funke im Inneren wieder zu fließen. Und eine Laterne golden zu schimmern. Oder ein Räderwerk sich ächzend zu drehen, um selbst die schwersten Lasten zu heben.
Traptionen sind ganz einfach die Zukunft, sagen manche. Tatsächlich haben sie bereits unzählige Menschen von harter Arbeit befreit. Und werden ständig mehr und mehr! Neue Traptionen sprudeln an allen Ecken und Enden hervor, mit möglichen Auswirkungen, die kein Mensch vorhersagen oder einschätzen kann. Am allerwenigsten die Exaktheiten an der Akademie, die mit der Evaluierung beauftragt sind.
Aber irgendjemand sollte schon prüfen, ob eine neue Traption auch sicher ist, meinst du nicht? Es hat Unfälle gegeben. Wer weiß, welche Gefahren drohen? Aber während die Akademie wieder einmal vertagt, erfinden die Almechas fröhlich weiter ihre nächste Traption und verwenden sie natürlich auch gleich. Wo kämen wir denn hin, wenn immer alle auf Genehmigung im Voraus warten würden?

Die alte Sprache Yurvanias ist nicht schuld; die Worte können nichts dafür. Oder doch? Vielleicht sind alte Welten und feudale Denkweisen so tief eingesunken in jeden Ausdruck, jede Wendung, dass sie niemals wirklich davon befreit werden können. Kann man denn überhaupt noch einen Satz sagen, ohne damit die Geister der Vergangenheit herauf zu beschwören, die Spuren der Verachtung und Unterdrückung? Wir tun schon gut daran, diese alte Sprache mitsamt ihrem Ballast hinter uns lassen. Oder vielleicht ist es närrisch, dass wir unsere Wurzeln vertrocknen lassen anstatt sie zu heilen?

Da kann einem schon das Herz aufgehen, wenn man so den Roon hinauf segelt und dann die Hauptstadt kommen sieht, wie sie sich auf ihrem Hügel über dem Fluss räkelt, eine verspielte Schönheit aus weißem Stein, durchzogen von Windmühlen und blühendem Grün… Zauberhaft. Und ein Sinnbild des Wandels, wenn du mich fragst.

Die Kraft des Lebens fließt durch alle Wesen, lässt Samen aufbrechen und Sprossen zum Himmel wachsen. Sie fließt auch zwischen den Wesen, wenn die Wölfin ihre Jungen säugt, wenn die Biene aus einer Blüte trinkt. Wenn Gras zu Antilope wird, oder Fisch zu Bär, wann immer sich ein Körper auflöst und zu einem anderen wird, zu Muskel und Herzschlag, zu Leidenschaft und Bewegung, zur Seele und Essenz eines anderen Wesens.
Die Pflanzen erschaffen die Lebenskraft Vim aus Sonnenschein. Wir Tiere können das nicht. Seit Urzeiten nehmen wir unser Vim von anderen Lebewesen, indem wir essen, indem wir andere in uns hinein holen, so dass sie sterben und in uns aufgehen, zu uns werden.
Doch nun haben die Almechas den ewigen Pfad verlassen. Statt mit ihrem eigenen Körper zu suchen, extrahieren sie Vim als eine ätherische, abstrakte Kraft, die sie in kalten, klaren Kristallen speichern, losgelöst von den Grenzen lebendigen Fleisches.
Nur ein Orakel in der Ferne hat dies vorhergesehen, hat prophezeit, was das Öffnen dieser Tür für Folgen bringt.

Der Einsatz von Gewalt ist eine heikle Sache, immer.
Aber manchmal sind alle anderen Versuche gescheitert.
Das ist jedoch noch immer kein Grund. Denn manchmal gibt es einfach keine Lösung. Alle friedlichen Versuche sind gescheitert, und alle gewaltvollen Versuche würden auch scheitern. Wir haben kein Recht, brutal zu werden, wenn das die Dinge nur noch schlimmer macht.
Aber manchmal hilft Gewaltanwendung tatsächlich.
Zum Beispiel in jenen seltenen Momenten, wo ein Mensch durchdreht und andere körperlich attackiert. Dann kommen sofort alle Umstehenden herbei und halten die Person fest, bis sie wieder zu Sinnen kommt. Aber wenn es mehr als das braucht, dann sind die Vrumen da. Um Leute zu trennen und den Raum für spätere Gespräche zu schaffen.
Aber auch der Hof der Schieden kann die Vrumen schicken. Wenn es einmal vorkommt, dass Leute partout nicht von ihrem Konflikt ablassen können. Wenn sie schon die Mediation verhaut haben, und dann nicht einmal das letzte Wort der Schieden respektieren. Dann kommen die Vrumen, um durchzusetzen, dass die Kuh zurückgegeben wird, oder die Münz gezahlt, oder was immer das Wort der Schieden besagte. Und weil diese Lösung von Dauer sein soll, ist klar, dass die Mediaten dann doch wieder involviert sind. Und auch, warum die Vrumen selber immer auch die Ausbildung zu Mediaten machen, und außerdem Geduld und Sanftheit gemeinsam mit körperlicher Kraft trainieren…

Manche sagen, der Wandel sei ganz schnell passiert. Damals, vor vierzig Jahren, als die Menschen auf die Straße gingen und die Krigas sich weigerten, zu töten. Als die Feudalen ins Exil mussten. Das war der Wendepunkt.
Ja, sagen andere, aber diese Sternstunde war nur der Moment, in dem eine riesige Meereswelle an den Strand geschlagen ist. In Wirklichkeit hat die Welle, und der Wandel, sich durch Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, aufgebaut. Mit der Erfindung einer neuen Form von Magie. Mit den kokischen Handelstreibenden, die zusammen mit ihrem Friedensgelübde eine gemeinsame Sprache in alle Länder brachten. Und auch einen neuen Studiergeist, den Keim unzähliger Diskussionsgruppen und Lesekreise, in denen Ideen geboren wurden, die kein Mensch zuvor zu denken gewagt hatte. Ob wir etwa als eine Gemeinschaft von Freien und Gleichen leben könnten, ganz ohne König. Und Austausch und Gespräche haben statt Krieg, Mord und Strafe. In hundert kleinen Samenkörnern ließen diese Menschen andere Familien entstehen, andere Kinderlauben, andere Werkstätten und Bauernhöfe. Und so wuchsen die neuen Prinzipien nach und nach heran, gewannen an Kraft und Boden, bei tausenden Leuten, die alle beharrliche kleine Schritte gingen. Und immer noch gehen. Denn der Wandel ist nicht vorbei. Wir müssen dran bleiben, um vorwärts zu kommen, und um nicht zurück zu rutschen.
Der Wandel passiert jetzt gerade, jeden Tag.
Sagen manche.
Such dir aus, was du glauben willst…

Bleib in Verbindung mit dem Wandel Yurvanias!

Bist du je einem kleinen Wesen begegnet, dass im Nu dein Herz gewonnen hat, obwohl es dein ganzes Leben auf den Kopf stellt und nur Unruhe stiftet? Aber so bezaubernd und charmant und unschuldig ist, dass man gar nicht böse sein kann? Na, du weißt, wovon ich spreche…

Was soll ich sagen? Yurvania ist unser Land, die südlichste Schwester im Baldachin von Jovaden.
Soll ich dir von grünen Feldern und dem glitzernden Band des Roons erzählen?
Von den Menschen, der Lebendigkeit?
Vom Wandel, von den Traptionen, von dem sprudelnden Wildbach der Veränderung, der durch unsere Gesellschaft zu rauschen scheint?
Ach, ich glaube, ich lass dich selber schauen. Spazier einfach ein wenig herum…

Die Yurvanischen Wandelromane:

Eines unserer Schwesterländer, die jetzt unter dem Baldachin von Jovaden vereint sind. Naja, und früher war es natürlich ein verfeindetes Königreich, voller Leute, die wir uns total fremd vorgestellt haben…

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